Kolumne: Frauenfussball

Foto aus dem Privatbesitz von Christa Kleinhans
Ein Bild aus der Pionierzeit des deutschen Damenfußballs, 2. Hälfte der 50er Jahre: Die Mannschaft von Fortuna Dortmund u.a. mit Anne Droste (ganz links), Christa Kleinhans (den Ball haltend) und neben dieser Grete Eisleben. Foto: C. Kleinhans (privat)

Der Kampf gegen Klischees und Vorurteile!

 

Wenn Frauen Männern den Rang beim Fußball ablaufen!

 

Schwere Zeiten hat der Mädchen- und Frauenfußball hinter sich und das sogar in einem modernen Land wie Deutschland. Sogar ein Fußballverbot für Frauen wurde 1955 ausgesprochen, vom höchsten Fußballorgan in Deutschland, vom Deutschen Fußball Bund (DFB). Der Grund war banal: „Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.“

 

Im Jahr 1970 hat sich aber Gott sei Dank das Blatt gewendet und das völlig sinnlose Verbot wurde aufgehoben. Immer mehr Frauenmannschaften wurden gebildet. Die Männerwelt hat dies anfangs mit einem verschmitzten Lächeln, dummen oder sexistischen Machosprüchen quittiert. Dies findet man leider heute immer noch bei einigen. Gerd Müller, der Bomber der Nation meinte einst: "Ich glaube nicht, dass dieser Sport genauso populär wird wie unser traditioneller Fußball. Sie gehören doch hinter den Kochtopf. Meiner Frau würde ich nicht erlauben, Fußball zu spielen."

 

Unbeirrt von solchen Anfeindungen ging der Weg stetig weiter. Anfang der 80er Jahre wurden dann auch die ersten Länderspiele ausgetragen. 1995 standen die deutschen Damen erstmals in einem WM Finale, unterlagen aber mit 2 : 0 gegen Norwegen. Den ersten großen Triumph feierten Sie 2003, da gewann die Deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft den ersten WM-Titel gegen Schweden. Mittlerweile ist Deutschland führend im Weltfußball. Bei der WM 2015 wurden unsere Mädchen erst im Halbfinale von der USA gestoppt. 2016 gewannen sie im Finale bei den Olympischen Spielen in Brasilien im ehrwürdigen „Estadio do Maracana“ in Rio De Janeiro mit 2 : 1 gegen Schweden die Goldmedaille.

 

Die Topadressen im deutschen Frauenfußball sind u. a. Turbine Potsdam, der SC Freiburg, der 1. FFC Frankfurt, alle drei sogar mit einer eigenen Sportschule, der FC Bayern München und der Vfl Wolfsburg. Die bekannteste Spielerin aus unserer Region ist die Ambergerin Sarah Däbritz. Über die SpVgg Ebermannsdorf und die JFG Mittlere Vils kam sie zur SpVgg Weiden, von dort wechselte Sarah nach Freiburg in die Sportschule und ist jetzt Stammspielerin bei Bayern München und der deutschen Nationalmannschaft.

 

Die Frauenfußballeuphorie schwappte Anfang der Jahrtausendwende durch das ganze Land und ist auch in Kirchenthumbach angekommen. Seit 2002 wird hier Mädchenfußball angeboten, mal mehr mal etwas weniger. Anfangs trat man den gleichen Vorurteilen und Klischees gegenüber wie auf der Bühne des großen Fußballs. Schnell war auch in Kirchenthumbach das Fußballfieber vorbei, bis sich ein paar engagierte Mütter der Sache im Jahr 2008 wieder angenommen haben. Seitdem ist die Begeisterung bei den Mädchen nicht mehr zu bremsen. Aktuell bietet der SC Kirchenthumbach Mädchen-Junioren-Teams im Bereich B- D- E- und F. Das ist leider eine Seltenheit in der Region.

 

 

Im normalen Ligaspielbetrieb kann es schon vorkommen, dass man bis nach Regensburg oder in den Bayerischen Wald nach Oberviechtach zu den Auswärtsspielen fahren muss. Da gerade die B-Juniorinnen das große Aushängeschild des SC Kirchenthumbach sind, hat man natürlich mit Spielerinnen kein Problem. 14 Mädchen umfasst der Kirchenthumbacher Kader. Die Gegner führen da schon andere Kämpfe. Teilweise melden sie nur eine Mannschaft für ein Kleinfeld mit 7 Spielerinnen. Wenn sie dann zum Spiel antreten, haben sie oft nur eine Auswechselspielerin dabei, oder kommen ganz ohne. Das ist natürlich auch der Grund, dass immer wieder Spiele abgesagt und verschoben werden.

 

Ein wichtiger Faktor ist auch, dass ein erfolgreicher Mädchenfußball nur gespielt werden kann, wenn das Gesamtpaket passt, sprich Spielerinnen, Trainer, Eltern und das Vereinsumfeld müssen eine Einheit bilden. Das hat man in Kirchenthumbach erkannt, hier „belächelt“ keiner mehr, wenn die Juniorinnen zum Spiel antreten, da kommen auch Spieler der 1. oder 2. Männermannschaft eine Stunde früher, um vor ihren Spielen noch ein wenig die Mädels zu unterstützen.

 

Neben den D-Juniorinnen des SCK haben in diesem Jahr ebenso unsere B-Juniorinnen, bei denen eigentlich 2/3 der Mannschaft noch bei den C-Juniorinnen spielen dürften, die Meisterschaft eingefahren. Am letzten Mai-Wochenende konnten unsere SCK-Mädels das Kopf an Kopf Rennen, Dank des direkten Vergleichs, bzw. Dank der besseren Tordifferenz gegenüber den punktgleichem TSV Dieterskirchen für sich entscheiden. Eigentlich ist es aber egal, ob erster, zweiter oder dritter, die Mädchen haben Spaß und der Damenfußball hat einen großen Stellenwert in der Gemeinde.

 

Frei nach dem Klischee von Gerd Müller: „Frauen gehören hinter den Kochtopf…“-

 

In Kirchenthumbach ist man da Gott sei Dank schon einen Schritt weiter!

 

Michael Sporrer für die Mitarbeiterzeitung von Gedikom!

Frauen- oder Mädchenfussball heute!
Frauen- oder Mädchenfussball heute!